• Eissportverein Bergisch Gladbach e.V.
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Neuer Athletik- und Ausdauertrainer

Neuer Athletik- und Ausdauertrainer

Seit Anfang September befindet sich der international anerkannte Athletik- und Ausdauertrainer Marco Henrichs (46)im Trainings- und Kompetenzteam des Eissportverein Bergisch Gladbach e.V. der RealStars. Der gebürtige Gladbacher hatte nach einigen sehr konstruktiven Gesprächen mit unseren Vorstandsmitgliedern Peter Schüller und Alexander Sulzer seine Bereitschaft erklärt, ab September das Athletik- und Ausdauertraining bei uns zu leiten – mit dem langfristigen Ziel, sich hier auch als Eishockeytrainer einzubringen.

Nach über 20 Jahren als Triathlet (u.a. vielfacher Ironman Triathlet – 3,86 km Schwimmen; 180 km Radfahren & 42,195 km Laufen), ca. 50 Marathons u.v.m., wandte er sich im Anschluss dem Langstrecken.- bzw. dem Extremschwimmen zu. Marathonschwimmen mit Distanzen von mehr als 25km im offenen Meer. 2016 gewann er die Silbermedaille beim SwimRunRussia auf der Langstrecke und krönte im selben Jahr seine Leistung mit einem Streckenrekord bei einem 26,6 km Schimmmarathon im 14°C kalten Meer in Russland. Danach beendete er das Athletendasein um sich komplett dem Trainerleben zu widmen.

Während seiner aktiven Zeit hat Marco Henrichs in den vergangenen Jahren sein russisches Trainer-Diplom im Schwimmen erworben und hat in dieser Zeit in enger sportpolitischer Zusammenarbeit mit dem Russischen Olympischen Komitee (ROK)im Bereich Schwimmsport, aber auch sportübergreifend Athletinnen und Athleten trainiert. Der Schwerpunkt lag dabei im Bereich der Ausdauer und Athletik. An der Deutschen Sportakademie erwarb er Anfang dieses Jahres mit der besten Note (1+) die Ausdauertrainer A-Lizenz. Er ist zudem Dozent und Buchautor. Sein aktuelles Buch hat den Titel(>Kraultechnik – mit mehr Individualität zum Erfolg<).

Er hatte es in seinen, ihn doch sehr prägenden russischen Trainingsjahren, mit AthletInnen jeden Alters und jeder Leistungsstärke zu tun. Die Vermittlung von Freude, einem Arbeiten auf Augenhöhe, die Motivation, aber vor allem die Disziplin (eine Voraussetzung für den Erfolg) der Sportler in Russland haben in geprägt.

Zuerst einmal: Herzlich Willkommmen! Wie fing alles an? Wie kamen Sie zu diesem Faible für Kraft, Ausdauer, Athletik, für diesen Extremsport?

In meiner Kindheit, Jugend war ich wie die meisten Jungen ein begeisterter Fußballer – bis zur B-Jugend. War vorne und hinten zu finden. Ich spielte meist im zentralen Mittelfeld und hatte damals schon eine „Pferdelunge“, bin also gerannt ohne Ende! Andere wiederum ruhten sich aus – klar, auch andere kämpften bis zum Umfallen, aber manche suchten dann bei Niederlagen die Schuld bei anderen oder dem Schiedsrichter. Da habe ich mir gesagt, zumal mir auch zwei Tumore aus den Knien entfernt wurden: Versuch es doch mal mit dem Einzelsport, da kannst du die Schuld nie auf die anderen schieben, da musst du im Zweifelsfall dich immer an die eigene Nase fassen. Der Triathlon hatte mir immer imponiert und so fing ich dann an, mich in diese Richtung zu orientieren – obwohl die Ärzte mir sagten, dass ich nie wieder Fußball und Leistungssport betreiben könne. Glücklicherweise sind Ärzte auch nur Menschen und können sich irren. Ich fing mit dem Laufen an und lief dann mit 18 Jahren meinen ersten Marathon. Vom Ehrgeiz gepackt versuchte ich mich dann am Triathlon – also Schwimmen, Radfahren und Laufen. Wichtig war, ich musste bei schlechten Ergebnissen die Schuld nur bei mir suchen. In diesem Sport habe ich mich wiedergefunden und er hat meinen Charakter auch geformt. Wenn ich was leisten möchte, muss ich auch etwas dafür tun!

Dann bekam ich eine Einladung zu einer Veranstaltung (SwimRunRussia) in den Wäldern nördlich von Sankt Petersburg, bei dem ich mit einem russischen Teamkollegen Seite an Seite den zweiten Platz belegte. Und das war zugleich auch der Start in meiner russischen Karriere. Ich war begeistert von der Offenheit und Freundlichkeit mit der man mir entgegengekommen ist. Ich bekam kurz darauf eine Einladung zu einem Schwimmmarathon im offenen Meer (Baltischen See), bekam dann die Gelegenheit, nachdem ich schon einige Jahre ganz erfolgreich trainiert hatte, mich in der russischen Trainingsmethodik ein wenig umzuschauen und mich dort auch weiterzubilden. Was mir da direkt ins Auge fiel war, dass die AthletInnen dort im Durchschnitt, im Gegensatz zu meiner Erfahrung in Deutschland, zuverlässiger und zielstrebiger gewesen sind. Vor allem die Trainingshärte und Trainingsdisziplin hat mir dort sehr imponiert. Hier in Deutschland war es an der Tagesordnung, dass die Athleten zu spät kamen, dass sie nicht ganz bei der Sache waren, >keinen Bock< zu manchen Übungen hatten – das kenne ich in Russland überhaupt nicht! Ja, und so kam der Kontakt zu Russland zustande, ich habe versucht alles ‚aufzusaugen‘, was besonders dieses individuelle Training angeht – viele bekamen einen extra Trainingsplan, um gezielt Schwächen zu bekämpfen.

Da stehen Trainingseinheiten von Intensität und Härte auf dem täglichen Plan – würde ich die hier durchführen, hätte ich direkt einige Eltern auf der Matte stehen! Dort ist es normal – und es funktioniert! Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Stolz. Von klein an leisten die Kinder, Sportler etwas, um den Trainer, die Eltern, den Verband, das Vaterland stolz zu machen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es hier nicht so ausgeprägt ist, manche eventuell eine kleine Identitätskrise haben.

Sie haben in Russland, wie mir zu Ohren kam, aber nicht nur ihr sportliches, sondern auch ihr persönliches Glück gefunden!

Genau! Vera ist Moskauerin und im letzten Jahr kam unser gemeinsamer Sohn Ludwig Alexander in Moskau zur Welt. Anfang des Jahres sind wir aus Russland nach Deutschland zurückgekehrt und wir sind erst einmal wieder im Allgäu gelandet. Ich muss aber gestehen, dass die Gedanken ins Bergische zurück zu kehren in den letzten zwei drei Jahren immer häufiger wurden. Zurzeit sind wir bereits in Abständen von 2 Wochen für eine Woche jeweils im Bergisch Gladbach. Ab dem 01.12. werden wir dann fest in Bergisch Gladbach leben – in meiner Heimatstadt.

Und wie kamen Sie gerade zum Eishockey?

Dieser Sport hat mich schon immer fasziniert, begeistert. Ich mag die Härte, es gibt keine (kaum) Diskussionen, die Schiedsrichterentscheidungen stehen, es wird keine Zeit verloren – knallharter Sport – der liegt mir. Die Athletik ist ja auch ein wichtiger Bestandteil des Eishockeys. Man braucht eine gute Kondition, Beweglichkeit, gute läuferische Fähigkeiten um erfolgreich zu sein. Es reizt mich sehr einen Verein hier langfristig zu begleiten und Peter (Schüller) sowie Alexander (Sulzer) haben mir eine Perspektive dazu geboten. Wir brauchen hier eine ganz klare engmaschige Struktur. Auch das Gesamt-Trainingskonzept muss strukturiert durchgezogen werden! Es muss ein Ziel, eine Perspektive da sein. Im Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitsbereich werde ich mich mit meinem Konzept einbringen. Auch für eine langfristige Verletzungsprophylaxe. Nach einer ersten Bestandsaufnahme bei allen Spielerinnen und Spielern folgt das eigentliche Training. Es ist ein altersabhängiger Ausdauertest, Test der Sprintqualitäten sowie ein Test der Kraft, der Beweglichkeit und Motorik eines jeden. In Abständen von ca. 8 Wochen folgen dann regelmäßige Leistungstests, um zu prüfen ob das Training bei allen anschlägt oder wo nachgeholfen bzw. das Training umstrukturiert werden sollte.

Ich war und werde nie ein Trainer sein, der sich mit einem Ist-Zustand zufrieden gibt. Ich darf im Augenblick des Erfolges zufrieden sein, aber danach geht es sofort weiter. Für einen jeden selbst und für die Mannschaft – für den Erfolg der Realstars Bergisch Gladbach!

Vielen Dank für das Gespräch und ich freue mich schon auf Ihre Arbeit!

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Eismeister administrator