• Eissportverein Bergisch Gladbach e.V.
  • Saalerstraße 100 - 51429 Bergisch Gladbach

„Win Win“ – Situation! Interview mit Stan Jatczak

„Win Win“ – Situation! Interview mit Stan Jatczak

Stan Jatczak wurde am 12. April 1997 im russischen St. Petersburg geboren und sechs Monate später von einer amerikanischen Familie adoptiert. Dort wuchs er zusammen mit seinem ‚Bruder‘ Ted auf und entschied sich schnell, sein Leben dem Eishockey zu widmen. Eines jeden Eishockeyspielers Traum, die NHL, zerplatzte bei Stan schnell, aber sein damaliger Trainer kannte jemanden (Henri Hoffmann) aus Bergisch Gladbach, der auch in einer Universitätsliga spielte – und dieser wiederum stellte dann den Kontakt zu den RealStars her. Hier fungiert Jatczak jetzt auch als Trainer im Nachwuchsbereich. Am 29. August startete sein „Abenteuer Deutschland“, als Peter Schüler (Vorstand) den jungen Stürmer am Frankfurter Flughafen abholte.

‚Herzlich Willkommen!‘ Erzählen Sie uns mal, wie es kam, dass Sie hier bei den REAL STARS gelandet sind!

Ich komme, ungefähr eine gute halbe Autostunde von Chicago entfernt, aus LaGrange Park. Mein Vater hatte ein Seasonticket bei den Chicago Blackhawks und so kam ich auch des Öfteren in den Genuss die Blackhawks bewundern zu dürfen/können. Duncan Keith und Brent Seabrook sah ich besonders gerne übers Eis flitzen. Schon früh wuchs in mir der Wunsch auch einmal Profieishockey zu spielen und begann auch in der Chicago Area dem Puck hinterherzulaufen. Ich hatte ein gutes Eishockey-Programm an meiner Universität (Trine Universiy – Angola, Indiana) und auch sehr gute, talentierte Mitspieler! Das kam mir ein wenig zugute und ich denke, dass ich in diesen Jahren nicht nur spielerisch, auch als Person gewachsen bin. Dann habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, was denn nach der Universität passieren soll? Und dann kam zu allem Überfluss ja auch noch Covid! Ich wollte auf jeden Fall weiterspielen – nur wo? Da kam ein Coach auf mich zu und sagte, dass er einen Spieler kennen würde (Henri Hoffmann), der Kontakt zu den REAL STARS herstellen könnte. Gesagt, getan, die Telefondrähte glühten und hier bin ich! Ich bin unheimlich froh, hier sein zu können! Ich lerne hier eine neue Kultur kennen, hoffentlich auch die Sprache und kann, was mir fast am Wichtigsten ist, meinem Eishockey nachgehen!

Schön, dass Sie hier sind! Zu wem haben Sie in Ihrer Kindheit aufgeblickt, wer war Ihr Idol?

Um ganz ehrlich zu sein, waren es meine Eltern. Meine Mutter und mein Vater haben mir das alles ermöglicht. Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich ihnen bin, denn ohne ihren Einsatz wäre ich nicht das, was ich jetzt bin!

Sie sind Stürmer! Aber ich denke, jeder möchte mindestens einmal in seinen Leben im Tor stehen – haben Sie auch mal dort gestanden?

(lachend) Ja – auch ich stand einmal zwischen den Pfosten. Es war bei einem ‚Drei gegen Drei – Turnier‘ und ich war im Alter von 8 oder 9 Jahren. So genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich meine, dass ich gar nicht so schlecht war, aber ich wollte doch lieber zurück auf das Spielfeld.

Man sagt ja, dass Torhüter ganz „spezielle Charaktere“ sind – war das der Grund für die Rückkehr ins >Feld<?

(schmunzelnd) Nein, ich wollte meine Spielidee mit einbringen, wollte kreativ sein, wollte scoren. Um eine Lanze für die Goalies zu brechen, kann ich nur sagen, dass einige meiner besten Freunde zwischen den Pfosten stehen. Aber ich muss doch zugeben, dass alle so ein paar Eigenheiten haben! (lacht!)

Sie sind dann Stürmer geworden, warum?

Bis zum Alter von 16, 17 Jahren habe ich wirklich in der Verteidigung agiert – ich hatte ja gesagt, dass der Blackhawk Duncan Keith einer gewesen ist, zu dem ich aufgeschaut habe! Aber dann meinte ein Trainer zu mir, dass ich es doch mal im Sturm versuchen sollte. Ich denke, dass mir diese Umorientierung ganz gut geglückt ist und ich habe mich vorne in der Offensive auch direkt wohl gefühlt. So bin ich halt im Sturm gelandet und ich bin dem damaligen Coach richtig dankbar für diese Entscheidung!

Jetzt sind Sie hier in Deutschland bei den Real Stars – wie ist ihr erster Eindruck? Wie kommen Sie mit der größeren Eisfläche zurecht?

Ich mag die größere Eisfläche, ich liebe es, dass Spiel zu machen, den Puck zu passen, schnell zu spielen, den Puck vor das Tor zu bringen. Das Eis hier ist gut und ich liebe es mit dem Puck zu hantieren – also, für mich gibt es auf den ersten Blick kaum Unterschiede! Es könnte sein, dass durch die größere Eisfläche und die daraus resultierende längere Zeit die Kreativität fördert. Aber es ist eigentlich doch das gleiche, ich werde versuchen meine Mannschaftskameraden mit Vorlagen zu „füttern“, wie ich es auf dem kleineren US-Eis auf dem College und der Universität getan habe!

Eigentlich ist es ja nicht die Regel, dass amerikanische Spieler in so einem jungen Alter, Sie sind gerade 24 Jahre jung, nach Deutschland kommen!

Es war auch für mich etwas ganz Besonderes – ich wollte unbedingt Profi werden und zusätzlich auch nicht mit dem Eishockey nach der Uni aufhören müssen. Ja, und dann tat sich diese Möglichkeit auf hier nach Bergisch Gladbach zu gehen. Ich war sofort Feuer und Flamme, zumal ich auch noch nie in Deutschland war, aber schon einiges gehört hatte. Mir wurde also diese sagenhafte Möglichkeit, speziell in so einem ‚coolen Land wie Deutschland‘ zu spielen,  geboten und viele Leute haben mich auch bestärkt, diesen Schritt zu gehen. Die Chance etwas Neues zu erleben und gleichzeitig meine Eishockeykarriere fortzusetzen, beflügelte dieses Vorhaben.

Beschreiben Sie bitte mal Ihren Stil des Eishockeyspiels!

Ich würde mich als einen sehr pflichtbewussten „two way player“ bezeichnen, der sowohl zurückarbeitet als auch vorne für Furore sorgt. Ich hoffe, dass ich die defensiven Aufgaben meiner Trainer zu deren Zufriedenheit erledige, kann einen öffnenden ersten Pass spielen, der den Gegenangriff einleitet. Darüber hinaus kann ich aber auch offensiv zuschlagen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Ich gehe auch keinem Zweikampf aus dem Weg und an solche Orte, wo eigentlich keiner hin möchte!

Als ehemaliger Verteidiger liegen Ihnen die defensiven Aufgaben ja sowieso!

Ja, die Verteidigung hat Vorrang, >defense first<! Es ist für mich als gelernter Abwehrspieler schwer, diese verinnerlichten Dinge zu vergessen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn keiner hilft – ich bin ein gebranntes Schaf in diesen Dingen!

Wie sehen Ihre Ziele aus? Wollen Sie sich hier verbessern und dann wieder einen neuen Anlauf in Ihrer Heimat starten?

Die Zeit wird zeigen, ob da irgendetwas zu machen ist. Ich kam jedenfalls hierhin zu dem Team, das mich haben wollte. Ich werde alles Menschenmögliche tun, um mit dieser Mannschaft, dieser Organisation möglichst viel zu erreichen, wir wollen die Fans begeistern. Ich hoffe, dass dieses Abenteuer ein tolles Ende haben wird – für alle!

Neben dem Eishockeyspielen sind Sie auch als Trainer des Nachwuchses tätig – so haben die jungen Spieler auch etwas ‚spielerischen‘ Englischunterricht im Eisstadion und Sie lernen nebenbei auch die deutsche Sprache!

Ich bin wirklich sehr glücklich diese Aufgabe hier zu haben. Die Kinder sind richtige Energiebündel und ich freue mich, dass mir die Gelegenheit geboten wird, mit dem Nachwuchs der Real Stars zu arbeiten! Es macht unwahrscheinlich viel Spaß und ich könnte mir vorstellen, dass dies auch ein Teil meiner Zukunft sein könnte. Ich kann hier Erfahrung sammeln und das mit der Sprache ist schon etwas schwieriger, als die Vermittlung des Eishockeys. Aber ich denke, beide Seiten werden ihr Bestes geben!

Vielen Dank für das nette Gespräch und viel Erfolg!

Über den Autor

Eismeister administrator